New Jazz > Doppelkonzert
Stephanie Nilles (US) / Phil Harnisch Quartett (AT)
PHIL HARNISCH QUARTETT
Mit dem neuen Album „Songs about Birds & Horses“ (listen closely, 2012) im Gepäck legt das Philipp Harnisch Quartett auch im Jazzit einen Stopp ein. Nach nun über zweijähriger Zusammenarbeit erstaunt das Quartett rund um den Alt-Saxophonisten Philipp Harnisch mehr und mehr durch seine Virtuosität und Raffinesse im Zusammenspiel, seine Ästhetik im musikalischen Ausdruck und seine einzigartige Spiel- und Experimentierfreude! Mit im Boot sitzt der junge Ausnahmepianist Elias Stemeseder, der u.a. durch seine Zusammenarbeit mit dem US-Schlagzeuger Jim Black in letzter Zeit (u.a.„Saalfelden Jazzfestival“ 2011) für viel Aufsehen in der internationalen Jazz-Szene gesorgt hat; nicht zuletzt mit der CD-Einspielung „Somatic“ im Trio des oben genannten Schlagwerkers für das renommierte „Winter&Winter“ – Label. Dieses homogene Quartett serviert dem Zuhörer mal stürmisch, dann wieder elegant und kontemplativ handgemachte Gefühle. Jeder dieser vier unkonventionellen Musiker hat, bekommt und nimmt sich den Raum, den es auch benötigt, um solch wunderbare Klänge entstehen zu lassen. So geht es in ihrer Musik in erster Linie um Emotion als um Ambition. Das Ergebnis sind spannende Kompositionen, vielfältig und faszinierend und stets von einer packenden klanglichen Schönheit. Man darf gespannt sein!
Besetzung Philipp Harnisch: sax Elias Stemeseder: p Paul Santner: db Maximilian Santner: dr
Geht es um die 27-jährige Stephanie Nilles, in Chicago aufgewachsen und nach einigen Jahren in New York nun schon seit einiger Zeit in New Orleans sesshaft, fallen oft Vergleiche mit Tom Waits oder Randy Newman. Das ist in Anbetracht der ironisch aufbereiteten gesellschaftskritischen Aspekte in ihren Texten ebenso angebracht, wie angesichts ihres eigenwilligen Gesangsstils. Mal klingt sie mondän-verrucht, dann wieder kindlich-schnoddrig oder nach einer Spoken-Word-Performance à la 50er Jahre-Beatniks – und rappen kann sie in weltrekordverdächtigem Tempo. Der US-„Rolling Stone“ hat dieses unkonventionelle künstlerische Phänomen mit „Ella Fitzgerald beating the shit out of Regina Spektor“ treffend beschrieben. Als klassisch ausgebildete und preisgekrönte Pianistin hat Stephanie Nilles das Klassik-Genre bald als Leben im Elfenbeinturm empfunden und sich lieber im Experimentierfeld irgendwo zwischen Bar-Jazz, Lounge-Punk, Anti-Folk oder Indipendent-Pop angesiedelt. Sie hält nichts von den Marktmechanismen der Musikindustrie, liebt dafür Tourneen und Live-Auftritte umso mehr - ob in Bars, Clubs, Konzerthallen oder Coffee Houses. Ihre Performances sind leidenschaftlich energievoll und erfrischend unprätentiös. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, geißelt Myspace, Facebook und Co. als digitale Ersatzrealitäten für notorisch Unzufriedene, zeichnet wenig schmeichelhafte Portraits von Wall Street-Emporkömmlingen, thematisiert Rassismus ebenso wie die BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Dabei geht es Nilles aber nie um politisch korrekte Belehrungen, sondern um unterhaltsame Denkanstöße. Und wenn die Rebellin mal ein Liebeslied anstimmt, dann eine dunkle Bluesballade wie „Love Me Or I’ll Kill You“.